Wir stehen mitten in den Baumwipfeln. Um uns herum erstreckt sich Wald. Nichts als Wald und Bäume. Ich stehe mittendrin in einem der letzten Urwälder Deutschlands, im Nationalpark Hainich in Thüringen. Von den spektakulären Stegen des Baumkronenpfads kann ich die gesamte Fläche überblicken. Ich bin umgeben von Grün. Dieser Ausblick auf den Urwald macht mich sprachlos. So muss es früher in vielen Teilen Deutschlands ausgesehen haben.

Lohnt sich ein Besuch des Baumkronenpfads im Hainich?

Mitten in Deutschland, in Thüringen, liegt der Nationalpark Hainich. Der 7.500 Hektar große Nationalpark ist das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet in Deutschland. Im Jahr 1997 wurde er gegründet, um vor allem den Buchenbestand zu schützen. Die riesigen Waldflächen gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe und man kann sie gut zu Fuß und stellenweise auch per Fahrrad erkunden. Oder ihr besucht den spektakulären Baumkronenpfad.

Über 540 m lange Treppen und Stege schlängelt sich der Baumkronenpfad Hainich bis zu einem Aussichtsturm auf bis zu 44 Meter Höhe nach oben. So kommt ihr bis in die Baumwipfel und schließlich sogar darüber. Mit diesen Maßen ist es außerdem der zweitlängste und einer der höchsten Baumkronenpfade in Deutschland.

Fototipp: Wir haben ein Foto zum Sonnenuntergang geknipst, das mir besonders gut gefällt. Der Fotograf postiert sich auf den Treppen, etwa auf halber Höhe zum Aussichtsturm. Unter ihm liegt nun eine größere Plattform, die mehrere Stege des Baumkronenpfads miteinander verbindet. Wenn ihr euch hier hinstellt, wirkt es, als steht ihr auf gleicher Höhe mit den Bäumen. Wenn dann im Hintergrund auch noch die Sonne untergeht, ist das Bild perfekt!

Anreise zum Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich

Maximale Höhe:44 m
Länge Rundweg:540 m
Besonderheit:UNESCO-Weltnaturerbe
Barrierefrei:ja
Beste Reisezeit:Mai – Oktober

Der Baumkronenpfad befindet sich im östlichen Ausläufer des Nationalparks. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt ihr gut ans Ziel. Ab Erfurt geht es mit per RE oder RB nach Bad Langensalza. Die letzten 10 km werden dann mit dem Bus zurückgelegt. Wenn ihr Bus und Bahn wählt, seid ihr ab Erfurt etwas länger unterwegs. Die Anreise dauert dann rund 60–75 Minuten, je nach Verbindung.

Ab Bad Langensalza könnt ihr im Hainichbus auch das sogenannte Umweltticket lösen. Das ist ein Kombiticket, in dem die Busfahrt sowie der Eintritt auf den Baumkronenpfad und der Zutritt zu den Erlebniswelten im Nationalparkzentrum inkludiert ist. Wenn ihr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, ist dies die günstigste Alternative.

Mit dem Pkw von Erfurt dauert die Anreise rund 45 Minuten. Es gibt einen großen Parkplatz in der Nähe. Hier kann man online das Parkticket bezahlen. Es gibt allerdings kein Mobilfunknetz (Stand 2023), dafür ist ein WLAN-Hotspot aktiv, in den ihr euch einwählen könnt. Somit funktioniert das Zahlen des Tickets doch recht easy. Alternativ könnt ihr natürlich auch direkt am Parkautomaten Geld einwerfen.

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Durch die Waldpromenade zum Baumkronenpfad Hainich

Ein hölzerner Steg führt mich zu einer uralten Eiche. Das Alter des massiven Baums vor mir wird auf 350 Jahre geschätzt. Ich spaziere einmal um den massiven Stamm herum. Der Umfang der Eiche beträgt knapp 6 Meter. Gigantisch.

Bevor es hoch hinausgeht, schauen wir uns zuerst zu Fuß ein wenig um. Der Nationalpark beginnt quasi direkt hinter dem Parkplatz. Wir passieren das Nationalparkzentrum und schlendern dann über einen breiten Weg in den Wald hinein. Von Anfang an hängt eine mystische Stimmung in der Luft. In den unterschiedlichsten Grüntönen leuchten die Blätter der Bäume um mich herum. Teils ragen Stämme kerzengerade in die Höhe, dann wieder sind Äste ineinander verschlungen.

Wir kommen zu einem gusseisernen Tor in der Landschaft. In das Tor ist “Waldpromenade” eingraviert. Dieser 1,2 km lange Rundweg ist gut angelegt und man kann einen tollen Eindruck vom Hainich bekommen. Es gibt einige Stationen am Wegesrand, die zum bewussten Wahrnehmen der Natur einladen. So werde ich zwischendrin daran erinnert, dem Konzert der Vögel zu lauschen oder mal den Kopf in den Nacken zu legen und den Blick gen Baumkronen zu richten. Ein paar Meter später geht es auf hölzernen Stegen weiter durch sumpfiges Gelände. Die steil aufragenden Bäume spiegeln sich in der glatten Wasseroberfläche. Es ist wunderschön hier.

Um einen ersten Eindruck zu bekommen, würde ich diesen Abschnitt definitiv vor dem Aufstieg nach oben empfehlen. Allerdings ist das Stück natürlich leicht erreichbar und gut ausgebaut. Wir hatten Glück und waren nahezu allein unterwegs. Wenn ihr euch den Pfad mit vielen Menschen teilen müsst, ist es wahrscheinlich nicht ganz so entspannend und beruhigend.

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Auf barrierefreien Stegen in die Baumkronen

Wir kommen zu Drehkreuz, das den Zugang zum Baumkronenpfad Hainich markiert. Hier müssen wir das Ticket vorzeigen, das wir direkt nebenan gekauft haben. Dann warten die ersten Treppenstufen auf uns. Wir schlängeln uns an der Wand des Aussichtsturms hinauf zum ersten Steg-Abschnitt. Falls ihr einen Kinderwagen mitnehmen möchtet, oder auf Gehhilfe/Rollstuhl angewiesen seid, gibt es auch einen Aufzug. Der Rundgang über die Stege des Baumkronenpfads ist barrierefrei. Allerdings kann man den Aussichtsturm, der am Ende wartet, nur über weitere Treppen erreichen.

Es ist faszinierend und spannend zugleich, den Baumkronen auf diese Weise immer näherzukommen. Aus diesen Perspektiven erlebt man einen Wald ja nur selten. Am Wegesrand gibt es immer wieder Stationen mit Infotafeln und auch kindgerechte Elemente lockern den Weg auf. So können sich Kids beispielsweise durch ein Netz hangeln und somit abkürzen.

Geniale Aussicht am Aussichtsturm in 40 Meter Höhe

Als wir die letzten Stufen nach oben steigen und schließlich den Aussichtsturm erreichen, halte ich unwillkürlich den Atem an. Ich blicke 40 m in die Tiefe. Unter mir liegen die Stege, über die ich eben noch spaziert bin. Und überall sonst sehe ich nichts als Wald.

Von hier oben wird mir erst klar, wie riesig der Nationalpark Hainich tatsächlich ist. Es fällt mir schwer, die Dimensionen abzuschätzen und ich genieße die Aussicht über die Baumkronen mit einer Ehrfurcht, die spürbar in mir hochkommt.

Auch darüber hinaus ist der Blick von hier oben super. Wir können bis zum Großen Inselsberg im Thüringer Wald und zum Brocken im Harz blicken. Außerdem sehen wir die Kurstadt Bad Langensalza gut sichtbar in der Ferne liegen.

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Fazit

Der Tag im Nationalpark Hainich hat mir super gefallen. So gut, dass ich schon überlege, wann ich wiederkomme, um noch tiefer in den Nationalpark einzudringen. Denn ich würde wirklich empfehlen, Zeit mitzubringen. Rein von der Strecke her ist man schnell über die Stege gelaufen und hat auch die Waldpromenade zuvor zügig entdeckt. Es lohnt sich allerdings, sich Zeit zu lassen, um die Eindrücke aufzusaugen und den Wald in seiner Pracht vollständig zu erleben. Außerdem könnt ihr mit dem Kombiticket auch noch die Erlebniswelten im Nationalparkzentrum besuchen.

Darüber hinaus ist es ratsam, sich zuvor über anstehende Veranstaltungen zu informieren. Es werden manchmal Vollmondführungen auf den Stegen angeboten, oder ihr könnt an Yoga-Stunden zwischen den Baumwipfel teilnehmen. Und wenn ihr den Besuch frei planen könnt, würde ich entweder im Sommer kommen, wenn die Baumkronen am dichtesten sind oder im Herbst, wenn sich die Blätter langsam in den schönsten Farben präsentierten.

Wenn ihr länger in der Gegend seid, ist es auch schön, dem nahegelegenen Bad Langensalza mit seiner historischen Altstadt einen Besuch abzustatten und den Tag dort in der Friederiken-Therme ausklingen zu lassen. Hier gibt es wohltuende Sole-Becken und eine neu gestaltete Saunalandschaft.

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