Eine spektakuläre Anfahrt über den Pass bis runter nach Sa Calobra, kurz vor die Mündung des Sturzbaches Torrent de Pareis ins Meer. Meine Schuhe suchen nach Grip auf den glatt geschliffenen Steinen im tief eingeschnittenen Canyon hier in der Serra de Tramuntana. Immer tiefer dringe ich in die Schlucht ein, bis mir die Hindernisse schließlich zu groß werden. Die Schlucht hier am Torrent de Pareis auf Mallorca ist definitiv eine der schönsten und spektakulärsten Schluchten Europas! Ich nehme euch mit auf die Balearen-Insel.

Lohnt sich der Ausflug in die Schlucht am Torrent de Pareis?

Torrent de Pareis ist ein Sturzbach bzw. eine wilde Schlucht an der Nordwestküste von Mallorca, die bei Sa Calobra ins Mittelmeer mündet. Sa Calobra kann mit dem Auto über eine kurvenreiche Straße angefahren werden. Von dort sind es rund 10 min. Fußweg zum Torrent de Pareis.

Nach starken Regenfällen entwickelt sich aus einem kleinen Rinnsal ein gewaltiger Sturzbach. Der Bach leitet das Wasser aus den Bergen der Tramuntana ab ins Meer. In dem Canyon fließt nicht ständig Wasser, nur nach starken Regenfällen. Danach dauert es rund 10 Tage, bis der Bach wieder trocken ist. Der eigentliche Torrent de Pareis ist nur 3,3 km lang und überwindet bis zum Meer 180 Höhenmeter.

Seit 2003 ist das Gebiet ein Naturdenkmal. Es beheimatet wertvolle Pflanzen und Tiere. Die Schlucht ist außerdem Lebensraum von etwa 30 endemischen Arten, also Arten, die nur auf den Balearen vorkommen, wie etwa die Mallorca-Geburtshelferkröte oder der Balearen-Tatzenkäfer.

Fototipp: Das beste Foto macht ihr direkt am Eingang der Schlucht. Hier am Kiesstrand am Bachdelta ist das „Tor zum Meer“. Je nach Wasserlage könnt ihr hier super die Spiegelung des Himmels nutzen.

Anreise nach Sa Calobra

Lage:Sa Calobra, Mallorca
Anfahrt:PKW/Bus
Ausrüstung:festes Schuhwerk
Länge:3,3 Kilometer
Must-See:Mündung des Torrent de Pareis

Mit dem öffentlichen Nahverkehr kommt man von Palma bis nach Port de Soller mit der Buslinie 204. Von Port de Soller geht es weiter mit der Fähre nach Sa Calobra. Das dauert insgesamt gute 2 Stunden.

Ich entscheide mich für den Mietwagen. Von Palma geht es in etwa 1:20 Std. nach Sa Calobra. Und genau hier fängt das Erlebnis eigentlich schon an. Durch die Berge der Tramuntana gelangt man schließlich zum Coll dels Reis (728 m). Ab dort führt eine spektakuläre Passstraße 10 km hinunter nach Sa Calobra.

Achtung: Das ist das Mekka der Rennradler und wird im Frühling täglich bis etwa 16:00 Uhr stark frequentiert. Danach wird es etwas ruhiger. Da ich die Radler nicht immer sofort überholen kann, brauche ich viel länger als das Navi ursprünglich berechnet hat. In Sa Calobra parke ich auf dem großen, kostenpflichtigen Parkplatz. Von dort geht es vorbei an zahlreichen Snack- und Einkehrmöglichkeiten in Richtung Torrent de Pareis.

Wanderschuhe statt Flip-Flops

Wer „nur“ zum Traumstrand bzw. den Eingang der Schlucht möchte, braucht kein extra Schuhwerk. Wer aber weiter geht, sollte das aber wirklich in festem Schuhwerk tun. Es ist erstaunlich, wie viel Leute hier in Flip-Flops unterwegs sind. An einigen Stellen müsst ihr euch ducken, an einigen wird es kraxelig und je nach Jahreszeit kann es auch mal schnell rutschig werden.

Vor Start solltet ihr euch außerdem über die Trockenheit bzw. Wanderbedingungen im Torrent de Pareis informieren.

Von Sa Calobra zur Mündung des Torrent de Pareis

Linker Hand liegt türkisblau das Meer und die Felsen stürzen senkrecht ins Wasser. Nach etwa 5 Minuten laufe ich in den Eingang eines Tunnels. Angenehm kühl ist es hier. Nach 100 Metern kommt ein weiterer Tunnel. Beide sind gut beleuchtet. Darin ist gerade so viel Platz, dass zwei Menschen aneinander vorbeikommen.

Irgendwie ganz spannend, denke ich mir. Der Ausflug geht also wirklich gut los. Am Ende des Tunnels öffnet sich eine ziemlich große Fläche, das ist die Mündung des Torrent de Pareis ins Meer.

Kiesstrand am Bachdelta

Wie ein V hat sich das Wasser einen Zugang zum Meer durch die massiven Felsen gebrochen. Etwa 100 Meter breit ist die Lücke in der Felswand. Für mich ein spektakulärer Anblick. Mich wundert immer wieder, welche Kraft Wasser über die Zeit entwickeln kann.

Unmittelbar am Meer befindet sich Kiesstrand. Dort liegen bereits circa 100 Leute in der Sonne. Da lege ich mich nicht dazu, denn ich bin ja erst rund 15 Minuten unterwegs. Hinter mir liegt der Eingang zur Schlucht, und die macht mich neugierig.

Wetter


Die interaktive Karte zeigt, wie das Wetter aktuell auf Mallorca ist und die Vorhersage der nächsten 5 Tage aussieht.

Enge Schlucht mit kniffligen Felsstürzen

Das Delta ist relativ breit, doch die Schlucht wird rasch enger, je weiter ich hineingehe. Bereits nach wenigen Minuten muss ich den Kopf 90° Grad nach oben strecken, um an den riesigen Felswänden aufzuschauen. Etwa 150 Meter hoch werden sie sein, schätze ich. Die Steine am Fuße der Felswände sind alle total rund geschliffen. Die Wassermassen müssen nach Regenfällen unglaubliche Kräfte entwickeln. Hier und da sind noch Wassertümpel vom letzten Regen übrig geblieben.

Von den Felswänden werden die Geräusche der Wanderschuhe im Kies etwas zeitverzögert abgestrahlt. Dieses Geräusch hat mich etwas verstört, bis ich verstanden habe, wo es herkommt. Wobei, ich sage Wanderschuhe – es sind verblüffend viele Leute mit Badelatschen unterwegs. Wahrlich nicht das beste Schuhwerk in einem Bachbett aus losem Geröll und Ästen.

Nach circa 20 Minuten stehe ich vor einem Felssturz. Hausgroße Brocken versperren den Weg. Erst auf den dritten Blick erkenne ich einen Weg zum Weiterkommen. Hier ist nun endgültig für alle, die mit Flip-Flops unterwegs sind, Schluss.

Der Pfad führt mich einen 45° steilen Abhang hinauf, auf Knien muss ich ein paar Äste unterwandern, um dann auf losem Schotter wieder in die Schlucht abzusteigen. Der erste Felssturz ist also mühevoll überwunden. Weiter wandere ich wieder im eigentlichen Bachbett. Die Felsbrocken hier im Bachbett haben jetzt etwa die Größe von Fußbällen, über die ich mir den Weg, in der rund 50 Meter breiten Schlucht selber suchen muss. An manchen Stellen gibt es nur eine Möglichkeit. Dort sind die Steine blank wie Marmor, von den unzähligen Schuhsohlen glatt geschliffen.

Es kommt die nächste knifflige Stelle. Rund 2 Meter geht es über eine Stufe hinauf. Der Fels ist blank und rutschig. Aufgrund meiner Erfahrung im Bouldern, kann ich diese Stelle noch überwinden. Danach ist es wieder relativ einfach, voranzukommen.

Aber bei dem nächsten Felssturz höre ich auf. Wieder ist die komplette Breite der Schlucht blockiert. Der Weg ist nicht eindeutig und ich habe genug. So weit hinten habe ich auch keine Wanderer mehr getroffen. Ich drehe um. Wie sich später zeigt, ist es die richtige Entscheidung. Beim Rückweg laufe ich immer wieder ein paar Meter in Sackgassen und es dauert etwas länger, bis ich wieder zurück am Meer bin. 

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Komplette Durchquerung ist auch möglich

Wer sich fit genug fühlt, kann auch die komplette Schlucht von oben nach unten durchqueren. Das gleicht einem anspruchsvollen Canyoning Abenteuer. Ich lese von Passagen zum Abseilen, teilweise müsse man ein Stück schwimmen. Immer wird die eindringliche Empfehlung zu einem ortskundigen Guide angesprochen.

Die Fotos, die ich online sehe, bestätigen das. Einige Passagen sehen sehr exponiert und steil aus. Überall liest man, man müsse trittsicher sein und, dass Klettererfahrung helfe. Da ich alleine unterwegs war und so schnell keinen Tourguide organisieren konnte, bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe mir die schwierige Variante für ein anderes Mal aufgehoben.

Der Weg von oben (Escorca) nach unten ist etwa 7 km lang und dauert je nach Kondition und Zustand der Schlucht bis zu 7 Stunden. Der Einstieg ist direkt an der Straße bei Escorca (GPS Code: 39.825965, 2.847833). Dort gibt es einen Parkplatz und eine Bushaltestelle mit der Nummer: 19006.

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Fazit

Es ist eine spektakuläre Schlucht. Sie soll zu den abenteuerlichsten Wanderungen auf Mallorca zählen. Das kann gut sein, ich bin jedenfalls beeindruckt. Man braucht hier Schuhe mit viel Haftung und je weiter man hineingeht, hilft Trittsicherheit und Klettererfahrung. Geht man von unten nach oben in die Schlucht, kann man sich gut herantasten und nur so weit gehen, wie es die eigenen Fähigkeiten erlauben. Wenn man eine schwierige Stelle nicht schafft, dreht man einfach um.

Das Erlebnis von einer wilden Schlucht stellt sich schon schnell ein. Auch der vordere Bereich ist sehenswert. Zusammen mit der spektakulären Anfahrt, den Tunneln am Beginn, dem Kiesstrand und dem wilden Canyon, geht man mit vielen Eindrücken nach Hause. 

Lage

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